Wir installieren ein drittes Teleskop für spacecrumb® – inklusive Softwareanbindung für eine browserbasierte Remote-Steuerung.
Ein Reisebericht der besonderen Art
67 Stunden Reise, 11 Tage Arbeit – und viele einzigartige Erlebnisse
Unsere Reise führte uns mitten ins Nirgendwo – genauer gesagt ins Rio Hurtado Valley in Chile. Wir, das sind Oliver Heuser, Sebastian Rudek und Christian Cohnen. Die sciencentric® Taskforce für Webservatory, die weltweit erste Web-Plattform zur vollautomatischen Steuerung von Teleskopen.
Ein Highlight für Astro-Fans
Rio Hurtado Valley ist mit über 300 wolkenfreien und transparenten Nächten ein Hot Spot für Astronomen und Astrophysiker. In Neumondnächten leuchten die Sterne hier so hell, dass sie einen Schattenwurf erzeugen. Auch deshalb sind namhafte Observatorien wie Cerro Tololo, Gemini South und Vera C. Rubin direkt in der Nachbarschaft. Hier gibt es keine Lichtverschmutzung und weit und breit keine größeren Ortschaften. Und auch keine kleineren.
Schlaflos in Bogota
Die Reise von Düsseldorf ist weit, das war uns klar. Aber mit 47 Stunden hatten wir trotzdem nicht gerechnet. Gleich beim ersten Zwischenstopp in Bogota blieben wir hängen. Unser Flug wurde annulliert, die weiteren Anschlussflüge waren nicht mehr zu erreichen. Die Kolumbianer waren freundlich und sprachen nur Spanisch – doch wir waren irgendwann nur noch müde. Nach weiteren 18 Stunden ging es endlich weiter, über Santiago de Chile nach La Serena – und von hier mit dem Leihwagen nach La Pichasca, zu unserer Unterkunft.
Endlich angekommen
Nun konnte uns nichts mehr halten, von Müdigkeit keine Spur mehr. Nach einer weiteren knappen Stunde mit dem Geländewagen über Schotterpisten hoch auf 1.700 Meter waren wir da. Deep Sky Chile ist die Astrofarm, die sciencentric® als Standort für drei ihrer Teleskope gewählt hat. Und damit andere Astrofans diese Reise nicht auf sich nehmen müssen, können diese in Zukunft Remote gesteuert werden. Doch bevor es soweit ist, haben wir noch einiges zu tun.
Auf die Plätze, fertig, ALLUNA
Nach über drei Jahren Planung und Vorbereitungszeit inklusive den Auswirkungen einer weltweiten Pandemie und einem beschädigten Teleskopspiegel ist es endlich soweit. Das ALLUNA Teleskop kann installiert werden. Der Transporter hilft uns mit einem einfachen Lastenkran, den Rest schaffen wir mit einem Mix aus Muskelkraft und Fingerspitzengefühl. Die Optik allein wiegt 140 kg, die Montierung nochmal 350 kg – und unsere Verantwortung für das teure Equipment noch schwerer. Doch es geht alles gut, das ALLUNA steht.
Nun geht unsere Arbeit erst richtig los
Alle drei Teleskope müssen an die Remote-Steuerung angeschlossen werden. Wir bauen ein Netzwerk, das sie miteinander verbindet und unabhängig voneinander ansteuert, installieren Kameras und verlegen nebenbei noch über 250 Meter Kabel inklusive Kanäle. Doch das Wichtigste ist die Installation der Webservatory Software. Wir entwickeln sie direkt vor Ort so weiter, dass sie sich alle Teleskope auch synchron ansteuern lassen. Es ist wie ein Puzzle, bei dem alles stimmen muss. Ein fehlender und wichtiger Kameraadapter trübt unsere Stimmung nur kurzzeitig. Und auch die Nacht-Sessions werden zu einem Highlight – bzw. zu unendlich vielen. Denn so hell strahlt die Milchstraße nur hier.
Ende gut, alles besser
Nach 10 Tagen ist es geschafft – wir machen die ersten Testläufe und Aufnahmen. Doch uns bleibt nicht viel Zeit, unseren Erfolg zu feiern. Denn es gibt noch viel aufzuräumen. Und am nächsten Morgen geht es um 5 Uhr schon wieder zurück nach Deutschland. Diesmal ohne weitere Verzögerungen in „nur“ 27 Stunden. Unser Fazit? Die Reise hat sich für uns alle gelohnt. Wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben. Und das Beste: Wenn uns das Fernweh überkommt, können wir dank Webservatory nun schon bald auch von hier in den chilenischen Nachthimmel gucken.